Freitag, 31. Januar 2014

Weltreise-Unlimited Zwischenbilanz 3

Reiseablauf:

In Juli 2013 sind wir auf das Rad als Transportmittel umgestiegen. Zunächst haben wir das Radreisen in Deutschland, Österreich, Ungarn "ausprobiert", um nicht ins kalte Wasser zu fallen. Zunächst ging es an Flüssen entlang, u.a. an der Donau, dann durch die Alpen. Die 2,5 monatige Europatour ist ganz gut gelungen. Noch gegen Ende der Tour fiel die Entscheidung, dass wir mit den Rädern Mexiko bereisen. Mitte September folgte eine zweimonatige Yucatan Rundreise. Anschließend beradelten wir nach einem Inlandsflug gute 40 Tage die Halbinsel Baja California von Nord nach Süd. Mexiko verließen wir an Neujahr 2014. Von der ursprünglichen Reiseplanung sind wir komplett abgekommen. Keines der Länder stand auf der ursprünglichen Wunschliste. Das zeigt erneut, dass es keinen Sinn macht, eine solche Reise zu weit in die Zukunft zu planen, da sich Interessensschwerpunkte stark ändern können. Vor allem auf die Abwechslung der Reiseart kommt es an.

Finanzen:

Unser Finanzplan war auf eine 18monatige Weltreise ausgelegt. Hierbei handelt es sich um eine Abschätzung aus minimalen und maximalen Reisenkosten. Unsere realen Reisekosten inkl. virtuellen Heimflugs lagen nach 18 Monaten (d.h. Ende Dezember 2013) etwa in der Mitte dieser Min Max Abschätzung. Besser kann man nicht kalkulieren :) .  

Übernachtung pro Tag pro Person:

Deutschland: 9,5 Euro
Österreich: 14,3 Euro
Ungarn: 9,2 Euro
Mexiko: 11,9 Euro

Essen pro Tag pro Person:

Deutschland : 5,6 Euro
Österreich: 6,2 Euro
Ungarn: 5,7 Euro
Mexiko: 5,6 Euro  

In Deutschland haben wir hauptsächlich gezeltet bis auf eine Ausnahme. In Österreich sind wir mangels Alternativen und wegen schlechtem Wetter öfter mal in eine Unterkunft, haben aber auch zweimal kostenlos campiert. In Ungarn haben wir gezeltet und waren in Budapest drei Nächte im Hotel. In Mexiko waren wir zum Großteil in Unterkünften (Doppelzimmer). Auf der Baja California konnten wir öfter (wild) zelten. Überall lag der Schwerpunkt auf Selbstversorgung. Gelegentlich aßen wir an Imbissbuden und Schnellrestaurants.  

Gesundheit:

Wir erfreuten uns im dritten Halbjahr bester Gesundheit. Beweist das, dass Sport gesund ist?

Ausrüstung:

Im dritten Halbjahr sind wir aufs Rad ungestiegen. Bulls Räder haben auch in Mexiko perfekt gehalten, anders als vom Spezialisten prophezeit. Die Räder haben mehrere Flüge verpackt und unverpackt überlebt. Keine Platten mehr in Mexiko, dank Schwalbe Marathon Tour Plus Reifen, auf die wir umgestiegen sind. Auch sonst keine Defekte oder übermäßige Verschleißerscheinungen. Ich hatte meine Radhandschuhe in Mexiko verloren. Anne hat ihren Radcomputer ertränkt. Uns sind 3 Isomatten meiner jetzt ehemaligen Lieblingsmarke Exped innerhalb kurzer Zeit kaputt gegangen. Ersatz kommt per Paket aus Deutschland.    

Unsere bisherigen Lieblingsreiseziele:

Meine: Mexiko gesellt sich auf den Top-Platz neben Botswana.  
Annes: Südsee; Mexiko    

Sichtbare Umweltprobleme unserer Reiseziele: 

Deutschland, Österreich, Ungarn:
Kennt jeder: Exzessive Land- und Forstwirtschaft (erkennbar am Schachbrettmuster beim Blick aus dem Flugzeug), hohe Bevölkerungsdichte, dichte Besiedelung läßt kaum Raum für Natur, Problemzone Alpen: Tourismus, Landwirtschaft. vs. Naturraum) usw., erkennbare Flussbegradigung und Zerstörung der Auenwälder haben zur Hochwasserkatastrophe an der Donau beigetragen.
Mexiko:
Müllproblem, Überfischung, Exzessive Landwirtschaft in den wenigen fruchtbaren Gebieten der Baja California, Verdrängung des Dschungels in Yucatan.....  

Menschen und Kulturen:

Wir erleben uns Deutsche im eigenen Land und auch sonst auf der Reise als eher zurückhaltende, wortkarge Menschen. Der Smalltalk über das Wetter oder die Frage "Wie gehts dir?" ist auf bestimmte Situationen beschränkt, in so vielen anderen Ländern beginnt jede Begegnung auf diese Art. Auf Deutschlands Campingplätzen grüßt man sich also höchstens, wenn man sich mindestens schon mal gesehen hat, in vielen anderen Ländern wird o.g. Smalltalk bei kurzen Begegnungen auf der Toilette oder am Stellplatz geführt.
Wir genossen die gute (touristische) Infrastruktur und den uns bekannten Way of life: alles läuft so, wie man es plant und man versteht endlich auch sprachlich mal wieder alles. Deutsche sind perfekt strukturiert, seit 1 Jahr mussten wir erstmals wieder Termine machen.;-) Auffallend ist, dass (wie in vielen westlichen Gesellschaften) die Menschen insgesamt sehr gestresst sind und für vieles "keine Zeit" haben.
Die Österreicher schwätzen gern, sind auffallend gastfreundlich und wir hatten so manch interessante Begegnung mit recht konservativ eingestellten Menschen. Insgesamt war Österreich wesentlich ländlicher, naturverbundener, die touristische Infrastruktur war hervorragend, die Preise leicht höher als in Deutschland.
Die paar Tage in Ungarn waren hingegen ein großes Kontrastprogramm zu Österreich und Deutschland: Im ländlichen Bereich wirkte so vieles sehr trostlos auf uns, die Menschen, die Orte, die Gegend. Während historische Gebäude in Österreich und Deutschland herausgeputzt werden, scheint in Ungarn kein Geld hierfür übrig zu sein.  

Mexiko war für uns das krasse Gegenteil: völlig unstrukturiert, chaotisch, die Menschen planen rein garnichts, dort bekannt als "manaña-Kultur"- morgen, später, auf nichts ist Verlass, aber irgendwie funktionierts. Eine harte Bewährungsprobe für uns, wenn es um Verbindlichkeiten geht. Die gibt es hier nämlich einfach nicht. Dafür mussten auch wir rein garnichts mehr planen, hatten immer einen Schlafplatz, es ging immer irgendwie weiter. Die Yucateken sind sehr liebenswerte und unkomplizierte Menschen, leben ein äußerst einfaches Leben. Die Bewohner der Baja California sind etwas zurückhaltender, aber dennoch sehr hilfsbereit, ein Charakter, den wir immer wieder in Wüstenregionen erleben. Den äußersten Osten und Westen Mexikos erlebten wir sehr sicher, von Banditos keine Spur. Die Kolonialstädte Zentralmexikos bergen ebenfalls noch viele Schätze, wovon wir in Mexiko Stadt schon einen kleinen Einblick bekamen. Der christliche Glauben ist wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens und der gesamten Kultur Mexikos.  

Sicherheit auf Reisen:

keine negativen Ereignisse, wir haben uns nie unsicher gefühlt, Bedenken wegen möglichem Diebstahl der Räder oder Wertsachen hat sich als unbegründet herauagestellt. Wir konnten zum ersten Mal unsere mobile Alarmanlage zur Sicherung der Räder verwenden :), wäre aber nicht nötig gewesen.